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Liegt eine Stoffwechselentgleisung in Form einer Überzuckerung vor, spricht man im medizinischen von einer Hyperglykämie. Übersetzt steht das für „zu viel Zucker im Blut“ und entsteht, wenn sich der Blutzuckerspiegel über dem individuell definierten Zielwert befindet. Dieser Grenzwert wird oftmals mit dem behandelnden Arzt besprochen und sollte nach den Richtlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) zwischen 80 – 140 mg/dl bzw. zwischen 4,5 – 7,8 mmol/l liegen.
Als Ursache für eine Überzuckerung können u. a. folgende Auslöser festgelegt werden:
Kein Bolus zur Mahlzeit abgegeben
Zu wenig berechnet
Insulininjektion falsch vorgenommen (Insulinwirkung setzt erst zu spät ein)
Vernachlässigung der Diabetestherapie
Bei langandauernden hohen Blutzuckerwerten kann es zu einer Übersäuerung des Blutes kommen. Im medizinischen spricht man von einer Ketoazidose. Diese tritt auf, wenn der menschliche Organismus vom Kohlenhydratstoffwechsel auf den Fettstoffwechsel umstellt. Als Nebenprodukt der Verstoffwechselung von Fettsäuren entstehen Ketonkörper, die für die Übersäuerung verantwortlich sind.
Auch zu Folgeerkrankungen an Augen, Nieren, Nerven oder den Herzgefäßen kann es kommen. Um diese zu Umgehen, sollte der Blutzuckerspiegel im definierten Normalbereich gehalten werden.
Klassische Anzeichen für eine Überzuckerung sind zum Beispiel:
Vermehrter Durst
Häufiges Wasserlassen
Starke Gewichtsreduktion
Kußmaul-Atmung
Konzentrationsschwierigkeiten
Verschlechtertes Sehvermögen
In solchen Fällen sollte eine Insulindosis zur Korrektur gespritzt und der Blutzuckerspiegel in regelmäßigen Abständen gemessen werden. Auch sollte der Betroffene viel trinken, unter Aufsicht bleiben und keinen sportlichen Aktivitäten nachkommen, da das den Blutzucker weiter ansteigen lassen könnte. Das Messen von Ketonkörper über das Blut oder den Urin ist ebenfalls ratsam.
Unterzucker-Wahrnehmungsstörung
Die Wahrnehmung der Hypoglykämie-Anzeichen lassen nach, wenn wiederholt Unterzuckerungen auftreten. Das liegt daran, dass die Grenze für die Wahrnehmung sinkt – für den Körper wird dieser niedrige Blutzuckerspiegel „normal“ und sendet dadurch keine Anzeichen einer Hypo aus. Für betroffene Diabetiker ist dies ein großes Risiko, da sie sich selber beim Blutzuckerabfall nicht helfen können. Damit sich dieser und auch unbeteiligte Personen, zum Beispiel im Straßenverkehr, beim Steuern einer Maschine oder Arbeiten in Höhen, nicht gefährdet, ist es ratsam an einer Schulung zum Wahrnehmen der Symptome teilzunehmen. Das Ziel ist es, die Insulintherapie so einzustellen, dass eine minimierte Unterzuckerungsgefahr besteht und demnach auch die Anzeichen besser wahrgenommen werden können.
Unterzuckerung
Der Fachbegriff für diese Stoffwechselentgleisung der Unterzuckerung ist Hypoglykämie und wir übersetzt mit „zu wenig Zucker im Blut“. Eine „Hypo“ liegt vor, wenn weniger als 60 mg/dl bzw. 3,3 mmol/l Glucose im Blut enthalten ist. Dies kann sowohl den Typ-1 als auch den Typ-2-Diabetikern passieren – sofern diese mit blutzuckersenkenden Medikamenten behandelt werden. Eine Grenze wird oftmals mit dem behandelnden Arzt besprochen.
Als Ursache können verschiedene Auslöser festgelegt werden, klassische Beispiele sind folgende:
Bolus abgegeben und Mahlzeit ausgesetzt
Zu viel Bewegung
Insulininjektion in den Muskel (sorgt für schnelle Wirkung)
Insulindosis falsch berechnet
Ein weiterer und unterschätzter Auslöser für eine Hypoglykämie ist die Wärme. Oftmals merken Menschen mit Diabetes vermehrt im Sommer oder im Strandurlaub, dass sie weniger Insulin benötigen, denn die Zellen werden empfindlicher durch die Auswirkung der Sonne auf den Körper – trotz weniger Bewegung!
Bei einem Stoffwechselgesunden sorgt der Körper eigenständig für die Regulierung des Blutzuckerspiegels. In diesen Situationen setzt der Organismus Hormone frei, die dem Insulin gegenwirken. Bei einem Diabetiker ist diese Gegenregulation nicht mehr oder nur eingeschränkt verfügbar, sodass dieser durch die Aufnahme von „schnellen Kohlenhydraten“ für einen Ausgleich des Glucosehaushaltes sorgen muss.
Anzeichen für eine Hypoglykämie sind unter anderem:
Kaltschweiß
Herzrasen
Blässe
Zittern
Heißhunger
Innere Unruhe
Bei einem weiteren Abfall des Blutzuckers können auch folgende Symptome auftreten:
Sprachstörungen
Verhaltensstörungen
Sehstörungen
Verwirrung
Da bei öfter auftretenden Unterzuckerungen die Schwelle der Wahrnehmung weiter sinkt, kann die Folge sein, dass die Warnzeichen / Symptome nicht mehr ausreichend wahrgenommen oder definiert werden können. Diese Situation wird als Unterzucker-Wahrnehmungsstörung oder auch als Hypoglykämie-Wahrnehmensstörung bezeichnet.
Fällt die Wahrnehmung des Körpers aus, kann eine schwere Unterzuckerung bis zur Bewusstlosigkeit führen. Oftmals können auch Partner, Verwandte oder Freunde die Änderungen des Verhaltens gut deuten, dann sollten schnell Kohlenhydrate zugeführt werden.
Geeignete schnelle Kohlenhydrate sind:
Traubenzucker
Flüssige zuckerhaltige Lösungen (zB: Jubin, HypoKit, etc.)
Cola (keine light!)
Fruchtsaft, wie Apfelsaft
Anschließend sollte noch etwas Kohlenhydrat- und Fetthaltiges zu sich genommen werden. Das dient dazu, dass die schnell wirksamen Kohlenhydrate nicht sofort wieder abgebaut werden und es erneut zu einer Hypo kommt.
Achtung
Kommt es bei einer schweren Unterzuckerung zur Bewusstlosigkeit, sollte dringend ein Notarzt gerufen werden. Es sollte in dieser Situation kein zuckerhaltiges Getränk oder Traubenzucker eingeflößt werden, denn die Erstickungsgefahr ist zu groß! Liegt eine Glukagon-Notfallspritze vor, sollte diese injiziert werden und – beim Vorliegen einer Insulinpumpe – die Insulinzufuhr unterbrochen werden.