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Die Abkürzung G-BA steht für Gemeinsamer Bundesausschuss und vereint die Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten sowie Krankenhäuser und Krankenkassen zu einem obersten Beschlussgremium. Durch das Bestimmen von Leitlinien wird ein Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) festgelegt – dieser gibt an, welche Leistungen von der GKV erstattet werden.
Eine der folgenden Leitlinien gilt für den Diabetes
Nicht-insulinpflichtige Diabetiker müssen ihre Blutzuckerteststreifen selbst bezahlen. Das haben Ärzte und Krankenkassen im gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) beschlossen. Nur noch bei instabiler Stoffwechsellage** darf der Arzt per Kassen-Rezept auch weiterhin Teststreifen für nicht-Insulinpflichtige verordnen. Diabetiker, die kein Insulin benötigen, müssen die Kosten für die Teststreifen seit dem 01.10.2011 vollständig selbst tragen. Wer Insulin benötigt, erhält die Teststreifen weiterhin auf Kassenkosten, grundsätzlich ohne Zuzahlung. Allerdings haben auch Diabetiker die Insulin benötigen, die Mehrkosten selbst zu zahlen, wenn sie ein unwirtschaftliches Messgerät wählen (§ 31 Abs. 1 Satz 5 SGB V).
** Bei Hinzutritt weiterer Erkrankungen sowie bei Ersteinstellung oder Therapieumstellung bei oralen Antidiabetika mit hohem Hypoglykämierisiko (je Behandlungssituation grundsätzlich bis zu 50 Teststreifen verordnungsfähig, Beschluss des G-BA vom 17.03.2011)
Gastroparese
Die Gastroparese (Magenlähmung) bezeichnet eine Folgekomplikation des Diabetes mellitus aufgrund einer Nervenschädigung des Magens. Dabei handelt es sich um eine verlangsamte Magenentleerung, die durch einen mäßig transportierten Inhalt der Magenwände bedingt ist. Diagnostiziert wird diese „Magenlähmung“ oftmals durch einen Atemtest. Da der Diabetiker durch die verzögerte Entleerung des Magens und einer parallel festgelegten injizierten Insulinmenge gravierend unterzuckern kann – ist es dementsprechend erforderlich die Diabetes-Therapie mit dem behandelnden Arzt umgehend anzupassen.
Genetische Veranlagung
Unter der Bezeichnung „genetische Veranlagung“ verbirgt sich das vererbbare Risiko eine, bereits in der Familie bestehende, Erkrankung zu entwickeln. Für den Diabetes mellitus gibt es ebenfalls eine vererbbare Veranlagung.
Beim Typ-1-Diabetes werden durch äußere Einflussfaktoren die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse selbst zerstört. Dieser Typ hat im Vergleich zum Diabetes-Typ-2 eine sehr geringe Vererbbarkeit, wenn ein Elternteil erkrankt ist. Prozentual wird dieser in verschiedenen medizinischen Literaturen um ca. 5 % benannt. Der Typ-2 hingegen kann bis zu 80 % erblich bedingt weitergegeben werden. Sind beide Elternteile Diabetiker steigt die prozentuale Wahrscheinlichkeit der Vererbung natürlich auch.
Gestationsdiabetes
Gestationsdiabetes ist der medizinische Fachbegriff für Schwangerschaftsdiabetes. Diese Form wird als Diabetes mellitus Typ 4 bezeichnet und definiert eine Stoffwechselstörung während der Schwangerschaft. Obwohl sich der Blutzuckerspiegel oftmals eigenständig nach der Entbindung wieder reguliert – sind die betroffenen Frauen im Alter für einen Typ-2-Diabetes anfällig.
Festgestellt wird der Schwangerschaftsdiabetes über einen sogenannten oGTT - oralen Glukose Toleranz Test. Um Komplikationen während der Schwangerschaft zu vermeiden, sieht die Therapie wie folgt aus: Gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung. Reicht dies nicht aus, wird die Schwangere zusätzlich mit Insulin versorgt.
Gesundheits-Pass Diabetes
Das handliche blaue Heftchen der Deutschen Diabetes Gesellschaft bietet einen Krankheitsüberblick für 5 Jahre. Damit soll die Versorgung des Diabetikers verbessert werden und zudem dazu beitragen Folgeerkrankungen zu vermeiden. Alle wichtigen Daten des Patienten sowie alle Untersuchungsergebnisse werden von den Ärzten in den Pass eingetragen. Dabei werden auch alle behandelnden Ärzte unterstützt, damit keine Doppeluntersuchungen durchgeführt werden.
Den Pass, sowie eine deutsch-türkische Version und einen Kinder- und Jugendpass, kann man sich bei seinem Diabetologen ausstellen lassen oder auch im Internet bei diabetesDE bestellen.
Glinide
Die zu den oralen Antidiabetika zählenden Glinide sind blutzuckersenkende Tabletten. Sie werden bei der Diabetes-Typ-2 Therapie eingesetzt und sollen die Ausschüttung des Insulins aus der Bauchspeicheldrüse fördern. Dementsprechend können diese Tabletten auch nur eingesetzt werden, sofern die Bauchspeicheldrüse noch Insulin produziert.
Eingenommen wird das Medikament direkt vor der Mahlzeit, denn die Glinide haben den Vorteil, dass sie für eine sehr schnelle Insulinausschüttung sorgen.
Gliptine
Ein Synonym für die Inkretin-Verstärker ist die Medikamentengruppe der Gliptine. Diese werden in der Therapie der Typ-2-Diabetiker eingesetzt und zählen zu den oralen Antidiabetika (OAD), eine Dosisfestlegung erfolgt über den behandelnden Arzt. Bei der Einnahme dieser Tabletten wird der Blutzuckerspiegel indirekt beeinflusst, denn die Gliptine, auch DPP-4-Inhibitoren genannt, hemmen den Abbau des Darmhormons GLP-1 und steigert dadurch dessen Wirkung. Das Hormon GLP-1 stimuliert die Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse.
Zu den Inkretin-Verstärkern zählen ebenso die Inkretin-Analoga. Diese haben neben der Freisetzung des Insulins noch den Vorteil, dass sie die Magenentleerung fördern und zudem das Sättigungsgefühl anregen.
Glitazone
Glitazone werden zur Behandlung bei Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzt und zählen zur Medikamentengruppen der oralen Antidiabetika. Auf dem deutschen Markt ist einzig das Medikament Actos® mit dem Wirkstoff Pioglitazon in unterschiedlichen Dosierungen zugelassen.
Zu den Wirkeigenschaften der Glitazone zählen:
- Verbesserte Insulinwirkung an Muskel- und Leberzellen
- Erhöhung HDL-Cholesterin
- Reduzierung freier Fettsäuren
GLP-1
Hinter der Abkürzung GLP-1 verbirgt sich das Darmhormon Glukagon-like Peptid 1. Es wird im Darm produziert und spielt eine beachtliche Rolle beim Glukosestoffwechsel. Oftmals wird das GLP-1 auch in Zusammenhang mit dem Begriff Inkretin genutzt. Inkretine sind Hormone, die den Magen-Darm-Trakt betreffen und zugleich die Ausschüttung des Insulins steuern. Somit wird gewährleistet, dass der ansteigende Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit gesenkt wird.
Weitere Wirkungen des GLP-1 Hormons:
Hemmung des Insulingegenspielers Glukagon
Verzögerung der Magenentleerung
Hemmung des Appetits
Gluconeogenese
Die Gluconeogenese findet mehrheitlich in der Leber statt und bedeutet übersetzt Zuckerneubildung.Bei dieser Neubildung sind verschiedene Stoffe des Körpers beteiligt: Aminosäuren, Laktat und Glycerol. Zudem gibt es Hormone im Körper, die eine Gluconeogenese fördern. Dazu zählen Glukagon, Stresshormone und Cortisol. Ein Hemmer dieser Zuckerbereitstellung ist das Hormon Insulin sowie die Diabetiker-Medikamente Glitazone und Biguanide.
Da auch der ruhende Körper, z .B. das Gehirn oder auch das Nervensystem, ständig mit Energie versorgt werden muss, kann der Körper bei Bedarf Glucose bereitstellen. Zum Beispiel wird der Körper nachts bzw. in den frühen Morgenstunden für den anstehenden Tag vorbereitet. Dazu wird Energie freigesetzt – diese Freisetzung führt oftmals bei Typ-1-Diabetikern zum sogenannten Dawn-Phänomen. Die Menge an gespritztem Basalinsulin kann diese Energiebereitstellung nicht abdecken und sorgt somit für erhöhte Nüchternblutzuckerwerte.
Glukagon
Das Hormon Glukagon wird in der Bauchspeicheldrüse produziert und ist der Gegenspieler des Insulins. Es sorgt demnach dafür, dass der Blutzuckerspiegel ansteigt - zum Beispiel durch die Förderung der Gluconeogenese und der Ausschüttung der Glucose durch die Leber. Das Glukagon sorgt dafür, dass die gespeicherten Energiereserven (Glykogen), in die Blutbahn abgegeben werden.
Für den Fall einer schweren Unterzuckerungen, sollte jeder zur Hypoglykämie neigende Diabetiker über ein Notfall-Glukagon-Set verfügen. Dabei handelt es sich um eine verschreibungspflichtige Fertigspritze, die das Hormon Glukagon in hoher Dosis beinhaltet.
Glukagon-Set
Das Notfall-Glukagon-Set beinhaltet eine verschreibungspflichtige Fertigspritze, die bei Bedarf von einem behandelnden Arzt ausgestellt werden kann. Vorranging bekommen dieses Set insulinpflichtige Diabetiker, die zu Unterzuckerungen neigen.
Das Set besteht aus einer Spritze, die mit einem Lösungsmittel gefüllt ist und einer Ampulle, die das Glukagon in Form eines weißlichen Pulvers beinhaltet. Die Anwendung ist sehr simple und ist zudem im Setdeckel beschrieben.
So wenden Sie das Notfall-Set bei einem bewusstlosen Diabetiker richtig an:
Spritzen Sie das Lösungsmittel in die Ampulle
Schütteln Sie die Ampulle, sodass sich das Glukagonpulver auflöst
Ziehen Sie die Flüssigkeit (Lösungsmittel und aufgelöstes Pulver) wieder zurück in die Spritze
Bilden Sie bei dem bewusstlosen Diabetiker eine Hautfalte und injizieren Sie das Mittel
Eine Hautfalte lässt sich am besten am Oberarm, Bauch oder Oberschenkel bilden.
Beim Erwachen des Diabetikers sollte ihm zusätzlich etwas Süsses gereicht werden, geeignet sind eher flüssige Kohlenhydrate wie ein Glas Apfelsaft oder zuckerhaltige Cola (keine light!). So wird gewährleistet, dass der Blutzuckerspiegel nicht wiederholt sinkt.
Glukose
Glucose ist der Fachbegriff für die einfachste Form der Kohlenhydrate - den Traubenzucker. Eine veraltete und umgangssprachliche Bezeichnung ist auch Dextrose. Diese Form der Kohlenhydrate wird auch Einfachzucker betitelt und ist äußerst wichtig für die Energiebereitstellung in den Zellen. Dies gilt vor allem für den täglichen Energieverbrauch von Gehirn und Nervensystem.
Da es verschiedene Längen der Kohlenhydrate gibt (je länger, desto gesünder!), werden diese vom Körper solange aufgespalten bis sie in den Zellen als Energielieferant genutzt werden können z. B. in Vollkornprodukten. Bei übermäßigem Verzehr ist der Körper zudem in der Lage die Glucose umzuwandeln und als Glykogen abzuspeichern.
Vollkornprodukte sind zwar von den heutigen Richtlinien der gesunden Ernährung nicht mehr wegzudenken, dennoch gibt es – gerade bei Diabetikern – Ausnahmesituationen, in denen die Energie sehr schnell zur Verfügung gestellt werden muss. Der Traubenzucker ist in seiner Form schon weitestgehend aufgespalten und kann demnach vom Körper sehr schnell verdaut und in die Blutbahn abgegeben werden. Somit kann er optimal bei einer Unterzuckerung eingesetzt werden.
Glukosetoleranztest
Unter dem Begriff „Blutzuckerbelastungsprobe“ versteht man die Zufuhr von definierten Traubenzuckermengen zur Prüfung der Glukosetoleranz bei Verdacht auf – noch symptomlose – Zuckerkrankheit (= asymptomatischer Diabetes mellitus). Dieser Test wird in oraler Form, d. h. durch Verabreichung eines Probetrunks mit Glukose durchgeführt. Ein Glukosetoleranztest kann auch in intravenöser Form durch das Spritzen einer Glukoselösung erfolgen. Im Anschluss daran werden bei beiden Tests mehrfach die Blutzuckerwerte bestimmt.
Glukosurie
Eine Glukosurie bezeichnet eine unnatürliche hohe Ausscheidung von Zucker über den Urin. Dies tritt bei Diabetikern auf, wenn die Blutzuckerwerte über einem Wert von 180 mg/dl bzw. 10 mmol/l liegen. Ab dieser Grenze spricht man von einer „Nierenschwelle“. Denn der Körper bzw. die Nieren sind dann nicht mehr in der Lage den ausgeschleusten Zucker wieder zurück zu filtern. Nachweisen kann man diese Zuckerausscheidung über die Verwendung von Urinteststreifen – das bestimmen des Urinzuckers ist jedoch seit der Selbstkontrolle über Blutzuckermessgeräte nicht mehr gängig.
Glykämischer Index
Der Glykämische Index, kurz GI, ist eine Orientierungshilfe für die Qualität der Kohlenhydrate. Eine gesunde Ernährung sieht dabei vor, möglichst die Kohlenhydrate zu sich zu nehmen, die einen niedrigen „Glyx“ haben - dafür jedoch meist ein hohes Maß an Ballaststoffen und weiteren guten Inhaltsstoffen.
Aufschluss gibt der Glyx darüber, wie die Auswirkung der kohlenhydratreichen Lebensmittel auf den Blutzuckerspiegel ist – also wie schnell und wie lange der Blutzucker ansteigt. Dabei gilt: Je höher der Wert, desto schneller verdaut der menschliche Körper die verzehrten Kohlenhydrate. Als Richtwert oder Vergleichseinheit nutzt man den GIykämischen Index des Traubenzuckers (Glucose) – dieser liegt bei 100. Roggenvollkornbrot hat beispielsweise einen Glyx von 52.
Das bedeutet, der Blutzucker steigt im Verhältnis zur gleichen Menge an Traubenzucker nur zu 79% an. Ein Apfel hat nur einen GI von 36.
Für den Diabetes ist dabei wichtig zu beachten, dass eine Vielzahl von Faktoren den GI beeinflussen. Belegt man sich das Brot mit einem fetthaltigen Belag (z.B. Käse, Leberwurst o.ä.) – wird der GI automatisch niedriger, denn die Kohlenhydrate werden durch das aufgenommene Fett langsamer verwertet. Dies ist besonders wichtig zu beachten, wenn ein Spritz-Ess-Abstand einzuhalten ist. Auch die Aufnahme von Flüssigkeiten verändert den GI – bedingt durch das Aufquellen der Stärke.
Glykogen
Als Glykogen wird die gespeicherte Form der Glucose bezeichnet. Der Körper wandelt dabei einen Teil der, mit der Nahrung aufgenommenen Glucose um und lagert diesen unter anderem in der Leber und in den Muskeln – bis diese erneut für die Energiebereitstellung benötigt wird.
Dabei dient das gespeicherte Glykogen in den Muskeln ausschließlich zur Versorgung der Muskeln. Das Leberglykogen hingegen versorgt, zwischen den Hauptmahlzeiten und vor allem nachts, unter anderem das Gehirn. Zudem sorgt die Leber bei einem niedrigen Blutzuckerspiegel dafür, dass ebenfalls das gespeicherte Gylkogen in Form von Glucose in die Blutbahn abgegeben wird.